Unser Traum wurde mit der Zeit immer konkreter. Nicht nur, dass wir uns für ein Modell entschieden hatten, sondern auch Gedanken WO und WIE das Auto umgebaut werden sollte, verfestigten sich.
Leider gehören wir nicht zu den Menschen, die eine eigene Garage besitzen oder deren Eltern mit Eigenheim in kurzer Distanz verfügbar sind, so dass dort eine Möglichkeit zum Hämmern, Sägen und Schleifen gegeben ist.
Und jetzt?
Wir brauchten einen Ort, wo wir unser neues Zuhause ausbauen könnten, ohne dass Lärm und Dreck stören aber auch in nahe an unserer Wohnung, so dass die Hürde nicht so hoch wäre, nach der Arbeit noch eine Stunde zu basteln.
Und wie sollte das Ganze überhaupt aussehen? Wir fühlten uns wie unsere Freunde, die den Neubau ihres Eigentumhauses planten. Nur halt auf viel kleinerem Raum. Aber gerade deshalb erscheint eine noch bessere Planung wichtig. Vergisst man etwas, hat man ein Platzproblem. Trifft man eine ungünstige Entscheidung, stößt man sich jeden Tag daran den Kopf.
Wo ausbauen
Wenn man darauf achtet glaubt man gar nicht, wie viele Industriegebiete und Hallen es gibt. Über Wochen bestand unsere Hauptaufgabe, in kleineren Fabriken und Firmen zu klingeln und unser Anliegen vorzubringen.
Doch einen Platz für unsere Ansprüche schien es nicht zu geben. Entweder durfte am Wochenende kein Lärm gemacht werden, oder es gab keinen Strom, oder es gab nicht genügend Platz, oder es war zu teuer.
Die lange Zeit der Suche entmutigte uns zusehends. Wir wollten doch „nur“ eine Garage haben, wo wir einen Van ausbauen können!
Ein glücklicher Zufall bescherte uns schließlich unser „Zweitzuhause“. In einer Scheune bei einem Bauern fanden wir den perfekten Platz, um unser Gefährt startklar zu machen. Und die Kühe würden sich schon an den Lärm gewöhnen, versprach der Bauer.
Wie ausbauen
Nachdem wir das örtliche Problem des Ausbaus bewältigt hatten, erwartete uns die nächste Herausforderung.
Wie gestaltet man einen Van, der für drei Personen ein Zuhause bietet? Und zwar am besten so, dass das Kind einen eigenen (Rückzugs-) Bereich und nach Möglichkeit einen eigenen Schlafplatz hat, und wir genügend Platz um zu arbeiten und zu leben.
Dabei stießen wir auf einige elementare Fragen, die sich jeder stellen sollte, der einen Van ausbauen möchte.
- Quer schlafen oder längs?
Ein Bett muss in jeden Van. Platzsparender ist es sicherlich, quer zur Fahrtrichtung zu schlafen. Bei einer Breite von unter zwei Metern sollte man sich allerdings genau überlegen, ob man dann die nötige Nachtruhe bekommt. Nach Isolierung und Verkleidung bleibt ca. eine Breite von 1,80cm übrig.
Baut man das Bett in Längsrichtung, verbraucht man zwei Meter in der Länge. Das ist bei einem feststehenden Bett schon eine Menge Raum, bedenkt man, dass der Innenraum ca. 4 Meter lang ist.
Bei uns kam die erstere Möglichkeit nicht in Frage, da wir beide zu groß dafür sind. Daher blieb nur ein Längsbett übrig. Doch wie gestaltet man das?
- Ein feststehendes Bett oder ein Bett zum umbauen? (Garage vs. Wohnplatz)
Soll das Bett nun feststehend sein oder zusammenfaltbar/ -schiebbar/ -klappbar sein?
Ein feststehendes Bett bringt viele Vorteile: es muss nicht aufwändig hergerichtet werden, bietet auch am Tag eine kuschelige Aufenthaltsgelegenheit und darunter gibt es massenweise Stauraum (die „Garage“) für allerlei Dinge.
Der größte Nachteil ist der massive Platzverbrauch.
Diesen Nachteil hat man bei einem flexiblen Bett nicht. Allerdings hat man dann auch nicht den gesamten Stauraum zur Verfügung.
Dafür hat man mehr Platz im Van. Es gibt unzähilige und sehr kreative Ideen der Inneneinrichtung. Betten zum zusammenschieben oder klappen, große Sitzecken mit Tisch bei denen der Tisch schließlich den Mittelteil des Bettes bildet oder sogar Schrankbetten.
Alle diese Möglichkeiten vereinen Vor- und Nachteile.
In unserem Fall haben wir lange diskutiert. Da wir auch noch ein separates Bett für unsere Tochter anstreben, kommt ein feststehendes Bett aufgrund der Platzproblematik nicht in Frage.
Da es auch nicht allzu tischlerisch herausfordernd sein sollte, entschieden wir uns schließlich für ein zusammenschiebbares Bett für uns und ein feststehendes Bett für unsere Tochter. So glauben wir, die größten Vorteile einer flexiblen Lösung mit mehr Raum im Van mit den Vorteilen einer feststehenden Lösung mit Stauraum zu vereinen.
- Die Rückwand zum Führerhaus rausnehmen oder drinlassen?
Lauschiger, besser zu heizen und wohnlicher wird ein Van sicherlich, wenn die Rückwand drinbleibt. Doch was macht man zum Beispiel bei Regen? Wie kommt man dann vom Fahrerhäuschen zum Wohnbereich? Oder wie hat man etwas Privatsphäre, wenn man auf 8 Quadratmeter miteinander lebt und keine einzige Wand hat?
Ein größeres Raumgefühl bietet es, wenn die Rückwand entfernt wird. Es entsteht ja tatsächlich mehr Platz und mehr Sitzgelegenheiten. Und man kann ganz einfach zwischen den Sitzen nach vorne klettern.
Einig waren wir uns hier nicht. Schließlich haben wir uns doch entscheiden müssen- und da wir keine 3000 Euro für drehbare Vordersitze ausgeben wollten und auch mal noch wach bleiben wollen, wenn unsere Tochter schläft, entschieden wir uns dafür, die Rückwand nicht zu entfernen.
- Eine Dusche und Toilette einbauen oder nicht?
Das Thema Dusche und Toilette beschäftigte uns am meisten. Eine Toilette wollte ich in jedem Fall. Aus unseren Campingerfahrungen weiß ich, dass ich es hasse nachts zu irgendwelchen Toiletten zu laufen. Dann bin ich erst recht wach. Daher muss ein abgetrennter Bereich für eine Toilette sein!
Die Dusche hingegen ist mir deutlich weniger wichtig als Julius. Ich sehe mehr die Probleme der Feuchtigkeit, des zusätzlichen Wasseranschlusses oder des Platzes als die Vorteile des privaten und schnellen Duschvergnügens.
Vorgesehen ist bei uns jetzt ein Raum für die Toilette, der in der Zukunft auch zur Dusche umgebaut werden kann.
- Wo die Küchenzeile einbauen? (nach außen erweiterbar)
Die meisten Campervans haben die Toilette in der Nähe der Schiebetür. Warum? Weil sie dadurch mit ein paar Ideen oder Tricks nach außen erweiterbar ist. Das heißt: hat man einen schönen Platz gefunden, kann man gleichzeitig drinnen und draußen kochen.
Designtechnisch schwebte mir bis zum Schluss ein anderes Konzept vor. Aber hier musste ich mich schließlich dem guten Menschenverstand geschlagen geben. Es gibt nur zwei sinnvolle Möglichkeiten, eine Küchenzeile zu platzieren: rechts oder links der Schiebetür.
Doch kaufen?
Bei all den Gedanken, die man sich machen muss und bei all den Herausforderungen, auf die man stößt, kommt man schnell an den Punkt, vielleicht doch einen bereits ausgebauten Van zu kaufen.
Hier haben sich viele schlaue Menschen viele sinnvolle Gedanken gemacht, wie eine optimale Platznutzung geschehen kann. Man braucht auch kein handwerkliches Geschick und vor allem viel weniger Zeit.
Hinzu kommen noch diverse Misserfolgsberichte von Menschen, die sich an einem Selbstausbau versucht haben.
Dennoch: die gesamten vorauszusagenden Kosten, der Stress und die Zeit halten uns nicht davon ab, unser „Eigenheim selbst zu bauen“.
Wir versuchen es! Und ihr könnt mit dabei sein, wie wir uns daran wagen.